Forschungszentrum Jülich Online - 23.03.04
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Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2003
Beschreibung Publikationen Patente Details   
   > Systemforschung: Technik, Umwelt, Gesellschaft
Schwerpunkt: -

FE-Vorhaben: SYS Systemforschung: Technik, Umwelt, Gesellschaft

Beteiligte Institute:  MUT  STE

Verantwortlich: Dr. P. Wiedemann, MUT, p.wiedemann@fz-juelich.de



HGF - Research Field / Programme / Topic(s)
2 Earth and Climate
2.6 Sustainable Development and Technology
2.6.5 Systems Analysis and Technology Assessment

Aufgaben und Ziele

Das FE-Vorhaben untersucht forschungsschwerpunktsübergreifend Lösungsansätze zur gesellschaftlichen Zukunftsvorsorge. Dabei stehen dringende Probleme, die das Verhältnis von Technik, Umwelt und Gesellschaft betreffen, als auch deren Lösungsmöglichkeiten im Mittelpunkt.

Vom FE-Vorhaben sind Beiträge zu einer nachhaltigen Gestaltung von Technik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie zu einem konstruktiven Umgang mit gesellschaftlichen Konflikten zu erwarten. Damit werden der Politik und Wirtschaft wissenschaftlich begründete Entscheidungshilfen zur Verfügung gestellt.

Bei der Auswahl der Fragestellungen orientiert sich das FE-Vorhaben an gesellschaftlichen Brennpunkten als auch an den vom FZJ vertretenen Forschungsfeldern. Die Arbeiten konzentrieren sich auf techno-ökonomische Analyse von Energiesystemen, Stoffströmen und Informationsinfrastrukturen sowie auf sozialwissenschaftliche Analysen von Prozessen der Entscheidungsfindung.


Wichtige Ergebnisse im Jahr 2003

Energie: Dieser Schwerpunkt konzentrierte sich auf die Themenfelder "Energiewirtschaftliche Strategien", "Energieversorgung von Gebäuden" und "Brennstoffzelle". Dazu wurden Politikszenarien und Minderungsstrategien für den CO2-Ausstoß formuliert und quantifiziert, die eine Grundlage für die interministerielle Arbeitsgruppe CO2 und den nationalen Klimabericht bildeten. Die Evaluierung der KfW-CO2-Minderungsprogramme zu Klimaschutz-Investitionen im Wohnungsalt- und -neubaubereich sowie der Überwachungstätigkeit des Schornsteinfegerhandwerks hat eine deutliche induzierte Arbeitsnachfrage und eine nicht zu vernachlässigende CO2-Einsparung nachgewiesen. Für Brennstoffzellen (für Heizzwecke in Kraftwärmekopplung) wurde eine Analysemethode zum Nachweis der Sicherheit entwickelt.

Stoffströme in Techno- und Geosphäre: In diesem Schwerpunkt konzentrierten sich die Arbeiten auf die Themenfelder "Stoffströme in der Geosphäre" und "Stoffströme in der Technosphäre - Metallische Rohstoffe". Für die LAWA wurde ein Verfahren zur Ableitung der natürlichen Grundwasserbeschaffenheit entwickelt. Im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunkts "Flussgebietsmanagement" wurden die Nährstoffausträge aus diffusen Quellen in die Rhein und Emseinzugsgebiete bilanziert und Szenarien zur Nährstoffminderung entwickelt. Im Rahmen der ganzheitlichen Bewertung metallischer Rohstoffe wurde Kupfer bilanziert und eine Informations-CD zu Aluminium erstellt. Im deutschen Netzwerk "Lebenszyklusdaten" (HGF-IVF) wurde der Arbeitskreis "Metallische Rohstoffe" koordiniert.

Information: Zur Funktionsfähigkeit des Internet wurde gezeigt, dass die Systemstabilität des Internet von einem ausgewogenen Verhältnis der zentralen Parameter Topologie, Netzkapazität und Datenverkehr (Auslastung) abhängt.

Geschäftsstelle ‚Forschung für den Klimaschutz': Eine Sommerschule zum Thema Climate Change Mitigation and Adaptation. Identifying Options for Developing Countries wurde veranstaltet, an der ca. dreißig Personen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft von Schwellen- und Entwicklungsländern teilnahmen.
Bei einer insgesamt sehr guten Bewertung der Arbeiten wies das Gutachten zum Programm 6 auf die Notwendigkeit einer stärkeren thematischen Abstimmung mit dem FZK hin. Die STE trug diesem Ansatz Rechnung, indem die Arbeitsgruppe Stoffströme in der Technosphäre - Metallische Rohstoffe aufgelöst wurde und zukünftig neben geowissenschaftlich-/ökologischen auch sozioökonomisch/-technische Fragestellungen zum Thema Wasser bearbeitet werden.

Management von Innovationen: Im Mittelpunkt steht die Weiterentwicklung und Erprobung von Methoden zur prospektiven Abschätzung von Chancen und Risiken neuer Technologien. In Kooperation mit Unternehmen und Behörden und anderen gesellschaftlichen Gruppen wurde die Zukunft netzgebundener Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation in Deutschland für 2025 erkundet. Szenario-software-basierte Analysen unterstützten die Überprüfung von Konsistenz und Plausibilität dieser Zukunftsszenarien. In Zusammenarbeit mit dem MDC Berlin wurde die erste deutsche Delphi-Studie zur Zukunft der Stammzellforschung in Deutschland durchgeführt. Sie untersucht Chancen und Risiken für Forschung, Patienten und Unternehmen und identifiziert die relevanten Einflussfaktoren für embryonale und adulte Stammzellforschung. Weiterhin wurde ein Ansatz der szenariobasierten Konfliktmittlung entwickelt und am Beispiel der Kontroverse um die Bewertung von Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik seitens der Umweltverbände und Biotechnologie-Unternehmen erprobt.

Umgang mit Unsicherheit: In einem dreijährigen BfS-Projekt zu den Möglichkeiten vergleichender Risikobewertung wurde ein multiattributes Verfahren für den Vergleich von umweltbezogenen Gesundheitsrisiken entwickelt, das eine methodische und transparente Bewertung unter Einbeziehung verschiedener gesellschaftlicher Interessengruppen erlaubt. In interkulturellen experimentellem Studien wurde das von MUT entwickelte Story Modell der Risikowahrnehmung, das den Zusammenhang zwischen Risikobewertung und affektiver Charakterisierung beschreibt, weiterentwickelt. Dabei zeigten sich kulturelle Differenzen als relevant für die prognostische Aussagekraft. In einem Experiment zur Umsetzung des Vorsorgeprinzips konnte aufgezeigt werden, dass Vorsorgemaßnahmen kontraproduktiv wirken können, da sie die Risikowahrnehmung verstärken. Diese Untersuchung wird ihrer Bedeutung wegen gegenwärtig repliziert.

Öffentlichkeit, Politik, Massenmedien: Die Analyse des "öffentlichen Risikokonstrukts" über Klimawandel und Küstenschutz zeigte eine Fokussierung der Medienaufmerksamkeit auf den Klimaschutz (Mitigation), während die Medien die Bewältigung der Folgen des Klimawandels (Adaptation) nur wenig thematisieren. Das Interface von Wissenschaft und Journalismus bei der Berichterstattung über Klimarisiken ist von einer symbiotischen Co-Orientierung geprägt. In einer deutsch-amerikanischen Vergleichsstudie wurden kulturspezifische Muster der medienstimulierten Meinungsbildung über Lebensmittel-Gentechnik identifiziert. Unterschiede bestehen vor allem beim Vertrauen in Institutionen und bei Naturbildern. Schließlich ergab die Evaluierung der Besuchsprogramme von Forschungszentren, dass die Besuche überwiegend sehr positiv beurteilt werden und zu Lerneffekten führen, jedoch kaum Einfluss auf das Image der Einrichtungen haben.


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