DFG project G:(GEPRIS)563096772
Vertrauliche Interaktionen mittels Augenkontakt (VIA)
Coordinator | Professorin Dr. Martine Grice ; Dr. Mathis Jording |
Grant period | 2025 - |
Funding body | Deutsche Forschungsgemeinschaft |
DFG | |
Identifier | G:(GEPRIS)563096772 |
⇧ SPP 2481: Blicke verstehen ⇧
Note: In einer Menschenmenge möchten Sie die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers diskret auf ein Objekt von Interesse lenken. Sprechen oder zeigen wäre zu auffällig; Sie können jedoch versuchen, Ihren Partner mit Ihren Augen zu dem Objekt zu führen und mit diesem gemeinsame Aufmerksamkeit (sog. Joint Attention) herzustellen. In einer Umgebung mit vielen verschiedenen Objekten kann dies jedoch zu Missverständnissen führen. Mit diesem Projekt wollen wir untersuchen, wie Joint Attention herstellen und dabei durch den Austausch von Blicksignalen und leisen Rückmeldungen wie „mmhm“ Missverständnisse vermeiden oder ausräumen können. Die verwendeten Strategien können es dabei außenstehende Beobachterinnen erschweren, der Interaktion zu folgen. Wir untersuchen daher, inwieweit der Austausch mittels Joint Attention exklusiv ist, d.h. Außenstehende ausschließt und durch welche Mechanismen diese Exklusivität zustande kommt. Wir unterscheiden dabei zwischen Situationen, in denen Teilnehmer ihren Aufmerksamkeitsfokus und Austausch nicht absichtlich verbergen und Situationen, in denen sie versuchen, geheim zu kommunizieren. Wir zeichnen Augenbewegungen und nicht-sprachliche Äußerungen (Vokalisation) in einer Interaktion zwischen drei Personen mit mobilen Eye-Tracking-Brillen und synchronisierten, qualitativ hochwertigen Audio- und Videorekordern auf. Die Teilnehmer sitzen gemeinsam an einem Tisch, auf dem verschiedene Objekte platziert sind. Eine Teilnehmerin („Sender:in“) muss einem anderen Teilnehmer („Empfänger:in“) die Position bestimmter Zielobjekte mitteilen, und darf Blicke und Stimme, nur Blicke oder nur ihre Stimme verwenden. Die dritte Teilnehmerin ('Beobachter:in') beobachtet die Interaktion und versucht, die Zielobjekte zu erraten. Wir untersuchen, ob Sender:in und Empfänger:in die Vertraulichkeit des Austauschs mittels Joint Attention absichtlich erhöhen und die Beobachter:in daran hindern können, der Interaktion zu folgen. Diese Studie beleuchtet die Rolle und das Potenzial von Joint Attention im Alltag von Erwachsenen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse Aufschluss darüber geben, wie Blicksignale mit anderen nonverbalen Modalitäten verbunden werden und ob nonverbale Kommunikationskanäle austauschbar genutzt werden können. Eine umfassende Beschreibung und Dokumentation des Versuchsaufbaus wird zur Verfügung gestellt werden, zur freien Verwendung durch andere Forschende. Zu diesem Zweck werden wir uns bemühen, die Schwellen für die Nutzung des Aufbaus niedrig zu halten und werden dazu auf die Verwendung von kostengünstigen Komponenten und Open-Source Softwarelösungen setzen. Wissenschaftlich und methodisch wird diese Studie das Feld der Blickforschung voranbringen, indem sie es mit multimodaler Kommunikation verbindet und interdisziplinäre Kooperationen unterstützt.